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Wertvolle Stütze im Schulalltag

Als eine der letzten im Enzkreis hat die Kieselbronner Grundschule die Schulsozialarbeit eingeführt. Das Angebot soll niederschwellig sein und sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren.

 

Egal, ob sie im Schulgebäude unterwegs ist oder die Lehrer auf dem Pausenhof unterstützt: Anna Gesell wird immer wieder gegrüßt und angesprochen, teilweise mit konkreten Fragen und Anliegen. Die meisten Kinder an der Kieselbronner Grundschule kennen sie bereits und wissen genau, dass sie sich mit ihren Problemen, Sorgen und Ängste sie wenden können. Viele haben die neue Schulsozialarbeiterin bei ihren Besuchen im Unterricht gesehen, einige auch schon von sich aus den Kontakt zu ihr gesucht. Gesell ist es wichtig, dass ihr Angebot niederschwellig ist, wie ein „ganz natürlicher Teil des Schulalltags“. Deswegen ist sie momentan dabei, alle Namen der rund 120 Kinder auswendig zu lernen. Diese können jederzeit zu ihr kommen, wenn ihnen etwas zu schaffen macht: allein, zu zweit oder in der Gruppe. Es ist ein Angebot, von dem bereits rege Gebrauch gemacht wird. Bislang ist es in den Gesprächen oft um Probleme gegangen, die für Erwachsene eine Kleinigkeit wären, aber für Kinder einem Weltuntergang gleichkommen können. Etwa, wenn sie Streit mit ihren Freunden haben, sich beim Spielen ausgeschlossen fühlen oder den Eindruck haben, dass am Morgen etwas schiefgelaufen ist.

 

In ihrem Büro widmet sich Gesell jedem Anliegen in einem geschützten Rahmen mit der notwendigen Zeit und Ernsthaftigkeit. Mal ist nach fünf Minuten alles wieder in Ordnung, mal dauert es eine Schulstunde oder länger. Damit die Schüler sie kennenlernen, hat sie sich in den vergangenen Wochen in allen Klassen vorgestellt. Aktuell absolviert sie Besuche im Unterricht und in den Klassenräten, also in den Versammlungen, in denen Schüler demokratisch mitbestimmen dürfen. Dabei will Gesell einen Eindruck gewinnen, um gezielte Angebote machen zu können. In den ersten Klassen will sie zum Beispiel mithilfe eines bebilderten Buchs die Sensibilität für Vielfalt wecken. In den vierten Klassen bringt sie den Präventionsaspekt in die Sexualerziehung ein, gerade vor dem Hintergrund digitaler Medien, die auch sonst ein hohes Gefährdungspotenzial für Kinder bergen. Erst recht, seitdem manche Eltern schon Erstklässlern uneingeschränkten Zugriff auf digitale Endgeräte wie internetfähige Mobiltelefone, Tablets und smarte Uhren gewähren. Mit ihrer Arbeit verfolgt Gesell das Ziel, die Kinder gesund und stark groß werden zu lassen.

 

Damit sie sich in der Welt zurechtfinden, sollen sie lernen, mit Konflikten und Gefahren umzugehen, Grenzen zu setzen, Grundwerte und Selbstwirksamkeit zu erfahren. Dazu vernetzt sich die Schulsozialarbeiterin nicht nur mit ihren Kolleginnen an weiterführenden Schulen, sondern auch mit den örtlichen Kindergärten. Mit der Schulleitung pflegt Gesell einen regelmäßigen Austausch bei wöchentlichen fixen Treffen, bei Bedarf auch darüber hinaus. Im kommenden Schuljahr will sie die Elternabende aller Klassen besuchen, aktuell bietet sie bereits donnerstagsmorgens eine Elternsprechstunde an. An der Kieselbronner Grundschule ist man froh über das neue Angebot. Rektorin Carola Liebe glaubt, dass die Kinder zur Schulsozialarbeiterin ein ganz anderes Verhältnis aufbauen können als zu ihren Lehrern. Auch, wenn Kieselbronn ein vergleichsweise kleines Dorf ist, gibt es laut Liebe auch dort Sorgen und Nöte, für die im Unterricht kein Platz ist. Dabei weiß die Rektorin: Um Kindern ein gutes Lernen zu ermöglichen, müssen sie den Kopf frei haben. – Nico Roller

 

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Rektorin Carola Liebe (links) und Bürgermeister Heiko Faber begrüßen die Schulsozialarbeiterin Anna Gesell an der Kieselbronner Grundschule. (rol)

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Veröffentlichung

Mi, 25. Juni 2025

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